Warum KI für die Bildung eine große Chance ist
Mehr Effizienz bei Routineaufgaben und individuelleres Lernen: Der Einsatz von KI bringt Vorteile für die Bildung mit sich. Dafür müssen Kinder und Jugendliche allerdings lernen, „kritisch mit der Technologie umzugehen“, sagt Daniela Todorova, Area Learning Lead bei Microsoft Deutschland im Interview und zeigt auf, wo KI in der Bildung schon unterstützt und was in Zukunft möglich sein wird.

KI-Technologien halten in der Wirtschaft in Deutschland zunehmend Einzug. Laut dem Statistischen Bundesamt nutzt jedes fünfte Unternehmen künstliche Intelligenz, vergangenes Jahr waren es noch zwölf Prozent. Wenig verwunderlich, denn künstliche Intelligenz kann die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen erhöhen.
Für diesen Wettbewerbsvorteil ist allerdings mehr KI-Kompetenz notwendig. Daniela Todorova beschäftigt sich als Area Learning Lead bei Microsoft Deutschland genau mit diesem Thema. Sie ist für die Entwicklung und Umsetzung gezielter KI-Weiterbildungs- und -Qualifizierungsprogramme verantwortlich. Mit ihr sprechen wir über KI in deutschen Unternehmen, in der Bildung und darüber, was das mit dem Fachkräftemangel in Deutschland zu tun hat.
Frage: Frau Todorova, wie hat KI Sie am heutigen Tag bei der Arbeit unterstützt?
Daniela Todorova: In Form von Copilot, den ich im Grunde täglich als digitalen Assistenten nutze.
Ich lasse mich beim Schreiben von E-Mails unterstützen, mir Unterhaltungen oder Dokumente zusammenfassen, Berichte erstellen oder Übersetzungen liefern. Und Termine plant er für mich auch. Copilot macht das deutlich effizienter und genauer und ich habe mehr Zeit für andere Dinge – für strategische und kreative Tätigkeiten, für den Austausch mit anderen.
Frage: KI ist also fester Bestandteil Ihres Arbeitsalltages. Haben Sie den Eindruck, dass das überall der Fall ist. Oder anders gefragt: Beschäftigen sich Deutschlands Unternehmen ausreichend mit KI oder droht ein Szenario, in dem die deutsche Wirtschaft abgehängt wird?
Daniela Todorova: Ich denke, es gibt gute Gründe dafür, zuversichtlich zu sein. KI bietet enorme Chancen für die Arbeitswelt und den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das haben auch schon Firmen wie BMW, Volkswagen, Mercedes-Benz, Deutsche Telekom, DHL Group, Robert Bosch, RWE oder Siemens erkannt und damit begonnen, KI in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren.
Und die Unternehmen, die KI nutzen, erkennen die Bedeutung und investieren in entsprechende Technologien und auch Schulungen. Denn: Eine gezielte Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeitenden sind entscheidend, um das volle Potenzial von KI auszuschöpfen. Hier ist noch etwas Luft nach oben, wie ich meine. Denn nur mit der entsprechenden KI-Kompetenz können Unternehmen und ihre Mitarbeitenden die Chancen und Herausforderungen der KI-Ära meistern.

Frage: Deutschland muss also „KI-ready“ gemacht werden. Microsoft hat gemeinsam mit einer ganzen Reihe von Partnern die Allianz für KI-Kompetenz in Deutschland gegründet, um genau das zu erreichen, aber: Was ist das und wie genau wird die Republik „KI-ready“?
Daniela Todorova: Microsoft hat die Allianz für KI-Kompetenz in Deutschland ins Leben gerufen, weil wir fest an die transformative Kraft von KI für die Wirtschaft und Gesellschaft glauben. Durch die Zusammenarbeit mit unseren Partnern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft in der Allianz und natürlich auch darüber hinaus können wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, die den Einsatz von KI vorantreiben. Das hilft nicht nur den Unternehmen, effizienter und produktiver zu werden, sondern trägt auch zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland bei, also dessen „KI-Readiness“.
Frage: Und durch welche konkreten Maßnahmen der Allianz kann diese „KI-Readiness“ erreicht werden?
Daniela Todorova: Wir als Microsoft sehen es als unsere Aufgabe an, die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse im Bereich KI zu fördern und Wissen zu teilen. Durch gezielte Bildungsinitiativen sowie Schulungs- und Weiterbildungsprogramme möchten wir sicherstellen, dass die Belegschaft in Deutschland, von der Geschäftsführung über die IT-Abteilung bis hin zur Fachkraft, für die Herausforderungen und Chancen der KI-Ära gerüstet ist. Aus unserer Sicht ist die Allianz ein wichtiger Schritt, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und die digitale Kluft zu schließen.

Frage: Wie kann die Allianz ganz konkret dabei helfen, das primäre Problem zu lösen – mehr KI-Fachkräfte für Deutschland?
Daniela Todorova: Indem sie den Austausch von Wissen und Best Practices zwischen den Partnern und Mitgliedern ermöglicht und fördert.. So können Unternehmen voneinander lernen und gemeinsam Lösungen für das Problem des Fachkräftemangels entwickeln.
Mit den von mir schon erwähnten Bildungsinitiativen und Schulungsprogrammen bieten wir und damit die Allianz darüber hinaus Programme mit dem Ziel an, die notwendigen KI-Fähigkeiten sowohl an Studierende als auch Berufstätige zu vermitteln – von den Grundlagen der KI bis hin zu fortgeschrittenen Kursen. Unser AI Skills Navigator, Microsoft Learn for Organizations , Skilling Partner Angebote, MS Learn for Educators , und IT-Fitness sind genau solche Programme, um nur ein paar zu nennen.
Durch unsere enge Zusammenarbeit mit Universitäten wie der IU Internationale Hochschule und anderen Bildungseinrichtungen stellen wir sicher, dass die Lehrpläne den aktuellen Anforderungen der Industrie entsprechen. Dies hilft dabei, eine neue Generation von Fachkräften auszubilden, die bestens auf die Herausforderungen der KI-Ära vorbereitet ist.
Frage: Man könnte also argumentieren: Je früher KI-Bildung startet, umso besser. Muss KI Teil des Schulunterrichts werden? Könnte das nicht dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler weniger selbst denken und mehr kopieren?

Daniela Todorova: Nein, das denke ich nicht. Wovon ich aber überzeugt bin, ist, dass künstliche Intelligenz zunehmend zu einem integralen Bestandteil unseres Alltags und unserer Arbeitswelt wird. Daher ist es sinnvoll, Schülerinnen und Schüler frühzeitig mit den Grundlagen und Anwendungen von KI vertraut zu machen, damit sie die Technologie besser verstehen. Wichtig ist dabei, dass der Unterricht nicht nur technisches Wissen vermittelt, sondern auch ethische und gesellschaftliche Aspekte behandelt.
Die Sorge ist allerdings verständlich, deshalb ist es um so wichtiger, den Unterricht so zu gestalten, dass er kritisches Denken und die Fähigkeit, Probleme zu lösen, fördert. KI kann dabei als Werkzeug dienen, um komplexe Probleme zu analysieren und kreative Lösungen zu entwickeln. Der Fokus sollte darauf liegen, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, KI sinnvoll und verantwortungsvoll zu nutzen, anstatt sich blind auf die Technologie zu verlassen.
Frage: Kann KI die Bildung aktuell schon konkret unterstützen?
Daniela Todorova: Ja, definitiv. An der IU Internationale Hochschule ist die KI-basierte Lernhilfe Syntea schon erfolgreich im Einsatz. Der Lerncopilot Syntea macht das Lernen dabei nicht nur effizienter und personalisierter, sondern unterstützt Studierende dabei, theoretisches Wissen praktisch anzuwenden. Und er bietet jederzeit und überall Zugang zu einem persönlichen Tutor. So können Studierende selbst KI-Lernwege entwickeln und sehr individuell gefördert werden.
Frage: Unterstützung durch die Eltern ist bei Bildung wesentlich. Wie sehen Sie die Rolle der Eltern in einer KI-Zukunft?
Daniela Todorova: Eltern spielen eine zentrale Rolle auf dem Bildungsweg ihrer Kinder. Sie treffen Entscheidungen über deren Bildungs- und Lernweg und setzen Themen, aber auch Technik in einen bestimmten Kontext. KI gestaltet schon jetzt unseren Alltag und den unserer Kinder. Es ist deshalb umso bedeutender, sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen. Uns ist es wichtig zu betonen, dass KI nicht nur eine technische, sondern auch eine pädagogische und gesellschaftliche Bedeutung hat. Eltern können ihre Kinder ermutigen, kritisch und reflektiert mit der Technologie umzugehen, und sie gleichzeitig beim Erwerb von Grundlagenwissen zu den Funktionsweisen der KI unterstützen.
Frage: Und was, glauben Sie, kann KI in fünf Jahren zum Bildungserfolg beitragen?
Daniela Todorova : Ich denke, dass der rasante Fortschritt, der durch KI in Gang gesetzt wurde, auch in den kommenden Jahren weitergehen wird. Was jetzt schon an der IU Internationale Hochschule mit Syntea funktioniert, könnte Schülerinnen und Schülern personalisiertes Lernen leichter machen. In Berlin hilft schon heute Copilot 40.000 Lehrerinnen und Lehrern dabei, ihre Lehrpläne zu gestalten und Routineaufgaben effizienter zu lösen. So haben sie Zeit für zwischenmenschliche Aufgaben oder auch um Schülerinnen und Schüler in ihren individuellen Stärken besser zu fördern. Und das ist erst der Anfang. Ich denke, es gibt vieles, worauf wir uns in Zukunft in der Bildung freuen können.